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Director’s Cut: Die besten alternativen Film-Schnittfassungen

Director’s Cuts, Extended Editons und Co.: Wir haben eine Liste mit Filmen zusammengestellt, bei denen es sich lohnt, nicht nur zur Kinoversion zu greifen. 

Wenn ein Film ins Kino kommt, ist er dort meistens bereits in seiner definitiven, von den Filmemachern gewünschten Fassung zu sehen. Bei manchen Filmen existieren neben der Kinoversion jedoch noch andere Schnittfassungen. Der Director’s Cut gilt als die präferierte Version der Regie führenden, das Label wird aber recht liberal verwendet. Oft handelt es sich tatsächlich um eine Rückkehr des Regisseurs oder der Regisseurin zum Originalmaterial. Manchmal wird aber auch vom Studio eine neue Version in Auftrag gegeben und unter dem Titel veröffentlicht. Egal, ob die Bezeichnung Final Cut, Director’s Cut, Extended oder Special Edition lautet: Am Ende sollte die alternative Fassung das Original auf bedeutsame Art erweitern. Wir haben eine Liste mit Filmen zusammengestellt, bei denen sich ein Blick auf andere Versionen besonders lohnt. Auf dem Heimkino-Release sind oft sogar sämtliche Schnittversionen eines Films enthalten, sodass ihr selbst vergleichen könnt.

Der Herr der Ringe – Extended Edition Trilogie

Neuseeland/USA, 2001-2003 | Regie: Peter Jackson | Stars: Ian McKellen, Elijah Wood, Viggo Mortensen | Länge: 683 Minuten | Altersfreigabe: ab 16 Jahren | Verfügbare Formate: 4K, Blu-ray, DVD, Stream (UHD, HD, SD)

Wenn Filmliebhaber davon sprechen, sich Peter Jacksons Verfilmung von Der Herr der Ringe reinzuziehen, sind damit eigentlich immer die erweiterten Heimkinoversionen gemeint. Im kollektiven Unterbewusstsein haben diese die Kinofassungen praktisch schon komplett verdrängt. Auch wenn es sich bei diesen genau genommen um den Director’s Cut handelt. Wer die Trilogie damals zum ersten Mal im Kino erlebt hat, kann sich wahrscheinlich noch vage daran erinnern, welche Szenen auf dem Home-Release erweitert oder neu hinzugefügt wurden. Selbst bei Wiederaufführungen greifen die Kinobetreiber mittlerweile aber häufig zu den Extended Versionen statt zu den Original-Veröffentlichungen. 

Und das aus gutem Grund: Jeweils ein Jahr nach dem Kinostart veröffentlicht, beinhalten die Extended Editions deutlich mehr als nur ein paar zusätzliche Szenen. Insbesondere in Die Rückkehr des Königs schließt das zusätzliche Material narrative Lücken und macht den epochalen Schluss noch um einiges befriedigender. So wurde etwa die kriminelle Sünde, Saruman-Darsteller Christopher Lee komplett aus dem Film zu entfernen, mit der Extended Edition behoben.

Doch auch in den beiden Vorgängern wurden viele ergreifende, spannende oder lustige Szenen wieder in die Geschichte eingebettet, auf die heute kein Fan mehr verzichten möchte. Das bedeutet keinesfalls, dass die Kinoversionen bis zur Unkenntnis zerstückelt wurden. Es ist schon weitestgehend nachvollziehbar, warum das Studio und Regisseur Peter Jackson gerade an diesen Stellen die Schere angesetzt haben. Der erweiterte Cut ist einfach mehr von einer bereits hervorragenden Sache. Warum also verzichten?

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Der Herr der Ringe: Extended Edition Trilogie

Apocalypse Now – The Final Cut

USA, 1979 |  Regie: Francis Ford Coppola | Stars: Martin Sheen, Marlon Brando, Robert Duvall | Länge: 202 Minuten (Redux), 183 Minuten (Final Cut) | Altersfreigabe: ab 16 Jahren | Verfügbare Formate: 4K, Blu-ray, DVD, Stream (UHD, HD, SD)

Nach der, um es gelinde auszudrücken, turbulenten Produktionsphase von Apocalypse Now🔗 kehrte Regisseur Francis Ford Coppola mit einem Berg an Filmmaterial aus dem Dschungel zurück. Doch auch der Schnitt seines Mangum Opus sollte sich erneut als nervliche Zerreißprobe gestalten. Mehrmals warf Coppolo seine Geschichte um, schnitt und veränderte Szenen und überzog sein Budget erneut um ein Vielfaches. Aufgrund der zahlreichen Verschiebungen wurde Apocalypse Now bereits vor Release als katastrophal gescheitertes Projekt verschrien. Die Publikumsreaktionen auf das erste gezeigte Material waren größtenteils negativ und auch Coppola selbst haderte stets mit seinem Film. Am Ende gelang es dem Regisseur aber nach zahlreichen Kompromissen und Neustarts, die Kinoversion von Apocalypse Now auf zweieinhalb Stunden zu kürzen und auf dem Cannes-Filmfestival zu zeigen. Der Film gewann den Hauptpreis der Jury und wurde nach Release ein großer Erfolg.

Dennoch kehrte Coppola noch zweimal zu seinem Material zurück. 2001 veröffentlichte er mit Apocalypse Now: Redux einen über 200 Minuten langen Director’s Cut. Das Echo auf diese Version fiel eher gemischt aus. Zwar gab es zahlreiche begeisterte Stimmen, einige Kritiker merkten aber an, Redux sei zu maßlos, ausschweifend und langatmig. Seit 2019 gibt es mit dem Final Cut so etwas wie eine Kompromissfassung. Coppola trennte sich von einigen besonders mäandernden Sequenzen, behielt aber den ruhigeren Erzählton der Redux-Version bei. Welche Schnittfassung die empfehlenswerteste ist, hängt stark von eurem Geschmack ab. Die Kinoversion ist definitiv die überschaubarste, klarste Version der Geschichte. Die anderen beiden Schnittfassungen, insbesondere der 40 Jahre später veröffentlichte Final Cut, sind aber definitiv ebenfalls sehenswert.

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Apocalypse Now – The Final Cut

Königreich der Himmel – Director’s Cut

Großbritannien/Deutschland/USA, 2005 | Regie: Ridley Scott | Stars: Orlando Bloom, Liam Neeson, Eva Green | Länge: 189 Minuten | Altersfreigabe: ab 16 Jahren | Verfügbare Formate: Blu-ray, DVD, Stream (HD, SD)

Nur fünf Jahre nach seinem Blockbuster Gladiator🔗 erschuf Ridley Scott mit Königreich der Himmel erneut ein monumentales Historiendrama. Trotz etlicher Stars und epischer Schlachten fiel der Film aber bei vielen Kritikern und großen Teilen des Publikums durch. Zwar gab es von allen Seiten Lob für die Ausstattung und einzelne Performances, die Geschichte selbst werde aber zu oberflächlich erzählt.

Die Meinungen zum Film änderten sich schlagartig mit dem Release der DVD. Der darauf enthaltene Director’s Cut fügt dem Film nochmal 45 Minuten hinzu und macht aus der etwas belanglosen Schlachtplatte endlich das fesselnde Historiendrama, das Scott von Anfang an aus dem Stoff hatte schmieden wollen.

Mit der tatsächlichen Geschichtsschreibung hat Königreich der Himmel, wie viele von Scotts Filmen, ein eher lockeres Verhältnis. Dennoch sind die Kreuzzüge und die beteiligten Charaktere sehr nachvollziehbar gezeichnet. Wer den Film bis jetzt noch nicht gesehen hat, sollte definitiv direkt zum Director’s Cut greifen. Trotz seiner Länge ist er die weitaus packendere Version der Geschichte. Die Schauspielriege ist ein Highlight, kommt aber im Director’s Cut noch viel besser zur Geltung. Ganz besonders brilliert Edward Norton in seiner Rolle als leprakranker König Balduin IV. Am meisten profitieren aber die Figuren Balian (Orlando Bloom) und Sibylla (Eva Green) von den zusätzlichen Szenen.

Der Director’s Cut ist auf Blu-ray erhältlich, eine 4K-Version existiert leider nicht.

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Königreich der Himmel (Director’s Cut)

Blade Runner – The Final Cut

USA/Hong Kong, 1982 | Regie: Ridley Scott | Stars: Harrison Ford, Sean Young, Rutger Hauer | Länge:  112 Minuten (Director’s Cut), 117 Minuten (Final Cut) | Altersfreigabe: ab 16 Jahren | Verfügbare Formate: 4K, Blu-ray, DVD, Stream (UHD, HD, SD)

Auch Ridley Scotts berühmter Science-Fiction-Klassiker Blade Runner existiert in mehreren verschiedenen Versionen. Die größten, offiziellen Release-Fassungen des Films sind die Kinoversion, der Director’s Cut von 1992 und der Final Cut von 2007. Der Final Cut gilt als die weitestgehend beste Version des Films und zumindest hinsichtlich Pacing und Inszenierung lässt sich da kaum widersprechen. Die veränderten Dialoge und Szenen fügen sich hervorragend in das Gesamtwerk ein und die zusätzliche Gewalt trägt zur oppressiven Stimmung bei. In beiden alternativen Fassungen fehlt zudem die Voice-Over-Erzählung, die im Original recht lustlos von Harrison Ford vorgetragen wurde und Fans lang ein Dorn im Auge war.

An anderen Änderungen scheiden sich allerdings die Geister. So bestand Scott bereits bei der Erstellung des Director’s Cut, der eher eine Gruppenarbeit darstellt als seine eigene Vision, auf die Implementierung von Traumsequenzen. Diese verändern gemeinsam mit dem unterschiedlichen Ende zwar nicht die Narrative des Films, sehr wohl aber seine Aussage. Auch im Final Cut sind diese Sequenzen integriert.

Außerdem wurden kleinere „Fehler“ wie die viel zu klare Aufnahme des Himmels am Ende mit CGI verändert. Dadurch wirkt die Szene nun zwar glaubwürdiger, der Effekt selbst wirkt aber dennoch etwas zu modern und damit fehl am Platz.

Unterm Strich ist der Final Cut trotzdem die rundeste und damit vielleicht beste Version von Blade Runner. Zumindest ist sie die Fassung, die am ehesten Ridley Scotts Vision der Geschichte verkörpert. Dennoch sind Scotts Änderungen an der Handlung gravierend. Und es ist auch komplett verständlich, warum Fans ein Problem mit ihnen haben könnten. Keine Fassung des Films ist „perfekt“, ein guter Film ist Blade Runner aber in jeder einzelnen. Auf aktuellen Blu-rays sind dankenswerterweise alle Schnittfassungen enthalten. Wer damit nicht genug bedient ist, sollte sich wohl vornehmen, den Film einfach selbst umzuschneiden. 

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Blade Runner – Final Cut

Little Shop of Horrors – Director’s Cut

USA, 1986 | Regie: Frank Oz | Stars: Ellen Greene, Rick Moranis, Steve Martin | Länge: 103 Minuten | Altersfreigabe: ab 12 Jahren | Verfügbare Formate: Blu-ray, DVD, Stream (HD, SD)

Die Musical-Horrorkomödie Little Shop of Horrors von 1986 basiert auf einem Off-Broadway-Musical, das wiederum auf einem Roger-Corman-Film aus den 1960ern basiert. Das Original ist in Schwarz-Weiß gedreht und ein klassischer Spielfilm ohne Gesangseinlagen. Das Musical adaptierte die Story sogar ziemlich werktreu, als es dann 1986 zu einer erneuten Spielfilmadaption kam, wurden für die Kinoversion aber einige Stellen der Geschichte geändert.

So musste Regisseur Frank Oz noch ein weiteres Ende filmen, weil sich das Testpublikum unbedingt ein Happy End wünschte. Der ursprüngliche Schluss, der eine aufwendige Sequenz mit mehreren Monsterpuppen enthielt, wurde offiziell erst 2012 mit der Blu-ray veröffentlicht. Diese Version ist düsterer und damit etwas unangenehmer. Dafür hat sie aber auch die stärkere Pointe und ehrt die B-Movie-Wurzeln der Produktion. 

Beide Versionen des Films sind äußerst unterhaltsam und strotzen vor genialen praktischen Spezialeffekten, toller Musik und Humor. Wer die Kinoversion bevorzugt, findet diese ebenfalls auf der Blu-ray. Das wiederhergestellte Original-Ende ist aber ganz klar der Inhalt, für den sich ein Kauf lohnt.

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Der kleine Horrorladen – Director’s Cut

Doctor Sleep – Director’s Cut

USA, 2019 | Regie: Mike Flanagan | Stars: Ewan McGregor, Rebecca Ferguson | Länge: 180 Minuten | Altersfreigabe: ab 16 Jahren | Verfügbare Formate: 4K, Blu-ray, DVD, Stream (UHD, HD, SD)

Verspätete Fortsetzungen sind selten gut. Verspätete Fortsetzungen zu absoluten Klassikern der Filmgeschichte sogar noch seltener. Im Falle von Doctor Sleep (voller deutscher Titel: Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen) hat es Regisseur Mike Flanagan (Haunting of Hill House🔗) aber tatsächlich geschafft, eine eigenständige und sehenswerte Fortsetzung zu The Shining🔗 zu kreieren. Das liegt einerseits vielleicht daran, dass die Idee zum Sequel nicht aus der Luft gegriffen wurde. Sie basiert auf Autor Stephen Kings Romanfortsetzung der Geschichte. Andererseits ist Flanagan ein Meister, wenn es darum geht, den besonderen Tonfall des Horrormeisters für die Leinwand zu adaptieren. Flanagans Werke stecken wie die von King voller religiösem Symbolismus, Magie und Familientraumata. Mit Das Spiel hat er außerdem bereits eine gefeierte King-Adaption in seinem Portfolio.

Mit Doctor Sleep führt Flanagan, die von Stephen King verhasste Stanley-Kubrick-Version von The Shining fort. Gleichzeitig bringt er diese mit der ursprünglichen Vision des Autors in Einklang. Der Film ist zwar ganz explizit ein Sequel zum Horrorklassiker mit Jack Nicholson, bringt aber die Motive und Themen des Ursprungswerkes zurück.

Das sorgte nicht nur bei King selbst für Begeisterung, auch vom Publikum war Doctor Sleep eine positive Resonanz beschert. Der später fürs Heimkino veröffentlichte Director’s Cut hebt den Film aber noch einmal auf ein höheres Level.

Die Geschichte ist nun in Kapitel gegliedert, was das Drei-Stunden-Werk mehr wie eine Romanverfilmung wirken lässt. Nebenfiguren sind deutlicher ausgearbeitet und vor allem die wiederkehrenden Figuren aus The Shining profitieren von der längeren Laufzeit. In der Kinoversion entsteht der Eindruck, es handle sich bei diesen nur um Gastauftritte, die Fans des Originals zum Jubeln animieren sollen. Im Director’s Cut handelt es sich bei ihren Szenen jedoch um Schlüsselmomente in Hauptfigur Dannys (Ewan McGregor) emotionaler Entwicklung. Horrorfans sollten sich also definitiv die Zeit nehmen und zur Schnittfassung des Regisseurs greifen.

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Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen